Vom 17. – 20. Oktober 2014 waren wir wieder auf dem Jakobsweg. Diesmal von Dahlem nach Prüm
Da ich gleich im Anschluss aus persönlichen Gründen eine Auszeit nehmen musste, hat es jetzt ein bisschen gedauert, bis der Bericht online ging. Aber hier ist er jetzt 🙂
Freitag am späten Nachmittag ging es los. Startklar…
… für die Anreise nach Dahlem, dem Ziel der letzten Etappe und Übernachtung im Haus Schieferstein. Wir hatten ein Zwei-Zimmer-Appartent zum moderaten Preis ganz für uns
Am nächsten Morgen dann Aufbruch Richtung Dahlem – Baasem. Schöne Morgenstimmung, da macht es Spass, schon recht früh unterwegs zu sein.
Nach ca. 6 km erste kleine Rast. Es wird langsam wärmer, Jacke ausziehen, Wasser trinken und Hund bespassen.
Weiter Richtung Baasem
Erster Blick auf Baasem
Baasem Kirche
Wie meistens in der Eifel sind wir nach wenigen Minuten wieder am Ortsausgang und weiter geht es Richtung Kronenburg
Kronenburg ist wirklich einen Ausflug wert, ein schön restauriertes Städtchen
Der Aufstieg zur Burgruine hat sich gelohnt, die Aussicht ist es wert
Nach einer Pause geht es weiter Richtung Ormont. Ich hatte diesmal zum ersten Mal Trekkingstöcke dabei und das war ein gutes Timing, wie sich noch herausstellen sollte. Der erste recht steile und vom Regen der vergangenen Tage aufgeweichte und entsprechend rutschige Pfad kam gleich beim Abstieg hinter Kronenburg.
Danach weiter Richtung Ormont, dem Ziel des Tages. Die Landschaft war schön, aber zum ersten Mal auf der Pilgerreise hing irgendwie eine merkwürdige, fast bedrohliche Stimmung in der Luft. Ich muss dazu sagen, dass ich zwar aufmerksam, aber nicht ängstlich bin, wenn ich in einsamen Gegenden unterwegs bin — ich gehe davon aus, dass es nicht gefährlicher ist als ein ausgedehnter Sonntagsspaziergang im heimischen Kottenforst. Aber das war sehr merkwürdig — der Hund war auch, entgegen seiner sonstigen Art, sehr wachsam, etwas unruhig und knurrte ab und zu (was ich bisher erst einmal erlebt hatte). Dabei war er aber nicht zielgerichtet — ganz so, als würde er etwas bemerken ohne die Quelle ausmachen zu können.
Für mich war jetzt die Frage: ist das einfach eine Gegend, die eine etwas merkwürdige Stimmung verbreitet (so etwas gibt es ja durchaus) — oder gibt es eine konkrete Gefahr (manchmal schnappt man ja etwas auf, das so subtil ist, dass es einem nicht bewusst wird, und die Information hinterlässt dann nur ein „komisches“ Gefühl, auf das man durchaus hören sollte).
Da der Hund aber nicht zielgerichtet agierte, sondern nur generell wachsamer als sonst war, habe ich mich dann entschieden, weiter zu gehen, und davon auszugehen, dass keine konkrete Gefahr droht — allerdings bin ich sehr wachsam geblieben und das war irgendwie sehr anstrengend. Jedenfalls war ich froh als wir dann nach zwei Stunden Ormont erreichten. Am nächsten Tag habe ich mich mit einer Dame darüber unterhalten, die mir sagte, dass ich nicht die Erste sei, die berichtet, auf diesem Wegabschnitt ein ungutes Gefühl gehabt zu haben. In der Gegend gab es wohl früher eine Gerichtsstätte, und da sind sicher einige Dramen passiert – man war ja früher nicht so zimperlich. Vielleicht ist das ja eine Erklärung. Manchmal haben Orte ja emotionale Qualitäten, positiv oder negativ. die von vielen Menschen mehr oder weniger stark wahrgenommen werden. War jedenfalls eine interessante Erfahrung.
Nachtrag 20.09.2016: heute hat sich bei mir eine Pilgerin gemeldet, die – fast genau zwei Jahre nach mir – diese Strecke gegangen ist, und der es auf diesem Wegabschnitt ähnlich ging. Zitat: „…ein eigenartig beklemmendes Gefühl…, es war irgendwie unheimlich, so als stünden irgendwo dunkle Wesen hinter Bäumen…“ Ende des Nachtrags.
In Ormont haben wir dann „Bei Lonnen“ übernachtet…
… direkt neben der Kirche
Fitbit sagt folgendes über diesen Tag
Müde bin ich, geh zur Ruh…
Am nächsten Morgen, Sonntag, geht es weiter Richtung Prüm. Die „merkwürdige“ Stimmung des Wegabschnittes vor Ormont ist nicht mehr da, alles ganz normal.
Und hier wäre eine trittsichere Passage ohne Treckingstöcke wieder mal sehr schwierig gewesen, solche Abschnitte gab es öfter.
Im Prinzip gab es an diesem Tag in erster Linie Landschaft zu sehen 🙂
Kurzes Intermezzo in der Zivilisation (Gondenbrett)…
… aber das ist auch gleich wieder vorbei
An diesem Tag war die einzige „Einkehrmöglichkeit“ die ein oder andere Schutzhütte. Das wusste ich aber vorher, von daher hatte ich Proviant dabei. Auch Schutzhütten können gemütlich sein, man muss nur wissen, wie man es macht:
Die letzten Kilometer nach Prüm liegen vor uns
Prüm hat etwas mehr als 5000 Einwohner, für Eifelstandards also schon fast eine Großstadt. Erst machte die Stadt einen recht verschlafenen Eindruck…
.. was sich dann aber, als wir auf den Hahnplatz zugingen, schnell änderte. Es war „Manteltag“ (oder so ähnlich). Jedenfalls konnte man vor lauter Menschen kaum die St. Salvator Basilika sehen
Also irgendwie durch die Menschenmassen geschoben, bis ich einen besseren Blick hatte
Wegen des Bahnstreiks, der ja erst kurzfristig angekündigt war, hatte ich noch ein Hotel gebucht, denn es war klar: vor Montag Vormittag gibt es keine Möglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus der Stadt heraus zu kommen. Also haben wir übernachtet im Goldenen Stern. Sehr nett, sehr zu empfehlen.
An nächsten Morgen dann wieder zurück nach Dahlem, Auto abholen und Heimreise antreten.
Es war das erste Mal, dass wir 3 Tage am Stück auf dem Jakobsweg waren, und da wir uns Zeit gelassen haben, war es auch nicht anstrengender als sonst. Timon ist, was Hotels angeht, vollkommen unproblematisch — er bleibt auch vollkommen entspannt und ruhig mal eine Stunde alleine, so dass ich auch mal in die Sauna oder zum Frühstücken gehen kann. Die einzige Voraussetzung ist, dass wir vorher ein bisschen zusammen auf dem Zimmer waren und ich meine Sachen bei ihm lasse.
Der Pilgerausweis füllt sich langsam. Es lohnt sich durchaus ihn auch in Deutschland schon dabei zu haben, in manchen Hotels gibt es Vergünstigungen — und Pilgerherbergen sind auch in Deutschland nur mit Pilgerausweis zugänglich.